Wildenten
Biologie
Die Stockente ist die größte Schwimmente in Europa und auch die am meisten verbreitete. Schwimmenten sind im Gegensatz zu Tauchenten und Gänsen in der Lage, ohne Anlauf aus dem Wasser im Punktstart abzuheben. Sie gilt als Vorfahrin der heutigen Hausente und ihr schmackhaftes Gourmetfleisch wird gerne in unseren Weihnachtsmenüs präsentiert.
Lebensweise
Wie bei vielen Tierarten ist es das männliche Tier, der Erpel, der so geschmückt auftritt. Das Weibchen ist aufgrund ihres Brutgeschäfts eher in sorgfältig getarnten Farben gekleidet. Beide Geschlechter tragen einen blau-violetten Flügelfleck (genannt Spiegel). Die Stockente trifft man an jedem Gewässer bei uns an. Seen, Teiche, Flüsse, Parks und auch die Küste zählen zu ihrem Lebensraum.
Fortpflanzung
Kennzeichnend für Stockenten ist eine ausgedehnte Gemeinschaftsbalz mehrerer Erpel, kurz nachdem diese im Frühherbst ihr Prachtkleid angelegt haben. Nach dieser Gemeinschaftsbalz mehrerer Erpel verpaaren sich Stockenten erstmals locker. Nach der Verlobungszeit, die neben dem „Antrinken“ und dem Vertreiben anderer Erpel vor allem am Hintereinander- und Nebeneinanderherschwimmen beobachtet werden kann, findet die jährliche Partnersuche, die Reihzeit, im Januar bis Anfang Februar statt. Reihzeit heißt die Balz, weil sich mehrere Erpel hinter den wenigen Weibchen „einreihen“. Sehr häufig sind bei Stockenten auch sogenannte Reihflüge zu beobachten, bei denen mehrere Männchen einem Weibchen folgen. Die Fortpflanzung findet im Wasser statt, dabei wird das Weibchen bei der Paarung unter Wasser gedrückt. Dabei ertrinken auch einige Weibchen, wenn sich mehrere Männchen auf ein Weibchen stürzen um sich mit ihr zu paaren.
Bezüglich der Nistplatzwahl hegt die Stockente keine großen Ansprüche. Gelegentlich sieht man sie sogar auf Balkonen von Hochhäusern oder in verlassenen Greifvogelhorsten nisten. Möglichweise erhielt sie ihren Namen daher, dass sie ihre Nester auch auf Reisighaufen oder auf Stock gesetzten Weiden bauen.
Nahrung
In ihrer Nahrungsauswahl ist die Stockente recht anspruchslos, doch besteht der Hauptanteil (ca. 90%) aus Pflanzenkost. Sie finden ihre Nahrung an Land, auf der Wasseroberfläche oder gründelnd unter Wasser. Der kräftige Schnabel der Ente ist mit einem feinen Sieb aus Lamellen versehen, mit dem die Nahrungsbestandteile aus dem Wasser gesiebt werden. Nur zu Brutzeiten (ab März legen die Weibchen 1 Ei pro Tag und insgesamt 7 bis 16 Eier) ernährt sich die Ente überwiegend von tierischer Kost: Würmer, Schnecken, Kleinkrebse, Insekten, deren Larven, kleine Amphibien oder Kaulquappen.
Besonderheiten
Bei den Enten wird eine nahezu unmoralische Verhaltensweise beobachtet. Die unverpaarten Erpel führen sich als ziemliche Raufbolde auf und sind auch gegenüber den Enten wenig rücksichtsvoll. In einigen Fällen werden diese sogar von übereifrigen Männchen beim Paarungsakt ertränkt. Vermutlich reagieren die Erpel, die in der Population im Überhang vorkommen, aufgrund des starken Konkurrenzdrucks in diesem aggressiven Maße.
Eine Besonderheit bei den Stockentenerpeln ist, dass sie in ihrer Kloake einen ausstülpbaren, spiralig gewundenen Penis besitzen. Er tritt bei etlichen Entenarten auf und stellt im stammesgeschichtlichen Sinn eine Analogie zum Penis der Säugetiere dar.