Waschbär  (Procyon lotor)

Biologie

Der Waschbär gehört zur Ordnung der Raubsäuger (Carnivora) und ist darin der Familie der Kleinbären (Procyonidae) zugeordnet. Der mittlerweile fast in ganz Niedersachsen vorkommende Vertreter dieser Familie kommt ursprünglich aus Nordamerika. Sein Aussehen ist unverkennbar. Die gedrungene Gestalt mit dem schwarz-weiß geringelten Schwanz und das schwarz maskierte Gesicht kennzeichnen ihn eindeutig.  Natürlicherweise erstreckt sich das Verbreitungsgebiet der Waschbären vom südlichen Kanada über die USA bis nach Panama.

Lebensweise

Waschbären sind in der Regel nachtaktiv und halten sich tagsüber in geeigneten Verstecken auf. Untersuchungen haben ergeben, dass sie ihre Schlafplätze (meist in alten Baumhöhlen) regelmäßig wechseln.
Gründe hierfür erscheinen vielfältig: die Anpassung an die saisonale Verfügbarkeit von Nahrungsquellen, der Schutz vor Räubern (Prädatoren), aber auch der Schutz vor Ektoparasiten (Mücken, Zecken, Läuse) und soziale Gesichtspunkte wie die Reviermarkierung zählen dazu. Die Aktionsräume der Waschbären können sehr unterschiedlich sein und deren Größe hängt in erster Linie von der Ressourcenausstattung des jeweiligen Lebensraumes ab. In der Literatur finden sich Angaben von < 1 ha bis über 6500 ha. Untersuchungen zu den Aktionsräumen von Waschbären im Stadtgebiet von Kassel haben ergeben, dass diese um das Zehnfache kleiner sind als die der nur 45 km Luftlinie entfernten Population in den Wäldern des Solling. Man kann deshalb davon ausgehen, dass das Stadtgebiet von Kassel für Waschbären einen nahezu idealen Lebensraum darstellt. Auch zwischen den Geschlechtern lassen sich Unterschiede bezüglich der Aktionsraumgröße erkennen. Fähen zeigen hier ein ressourcenorientiertes Verhalten und haben im Vergleich zu den Rüden eher kleine Aktionsräume. Die Rüden hingegen halten zu möglichst vielen Fähen Kontakt, um ihren Reproduktionserfolg zu maximieren. Ihre Aktionsräume sind deshalb um einiges größer als die der Fähen. Generell nimmt die Größe der Aktionsräume im Laufe des Jahres ab. In Mitteleuropa kommt der Reduzierung der Bestände durch natürliche Feinde keine besondere Bedeutung zu.
Waschbären scheinen ein ausgeprägtes Erinnerungsvermögen zu haben. Noch dazu erlebt man sie insbesondere in Siedlungsgebieten als schlaue Nachbarn mit hervorragenden Kletterfähigkeiten.

Fortpflanzung

Waschbären sind polygam und häufige Partnerwechsel sind keine Seltenheit. Sie paaren sich in den Monaten zwischen Januar und März, mit einer Hauptranzzeit im Februar. Der Rüde beginnt, von Höhle zu Höhle zu reisen, und sucht nach einer willigen Fähe. Nach der Fortpflanzung verlässt der Rüde die Fähe, um sich erneut mit einer anderen Fähe zu paaren. Die Tragzeit beträgt ca. 63 Tage. Die Wurfgröße liegt normalerweise zwischen 3 und 5 Jungen, mit nur einem Wurf pro Jahr. Die Jungen werden mit geschlossenen Augen und geschlossenen Ohren geboren, wobei sich die Augen nach 2 bis 3 Wochen öffnen – die Ohren kurz danach. Die Welpen können nach 4 bis 6 Wochen laufen und in der 7. Woche werden die ersten Kletterversuche gestartet. Während des ersten Monats wagt sich die Mutter selten aus der Höhle. Sobald die Jungen ungefähr 5 Wochen alt sind, kann die Mutter 8 bis 12 Stunden lang aufbrechen, um nach Nahrung zu suchen.

Nahrung

Waschbären sind Allesfresser. Ungefähr 40 % der Nahrung sind pflanzlich, circa 30 % bestehen aus Weich- und Wirbeltieren. Auf dem Speiseplan stehen unter anderem Krebse, Fische, Vögel und deren Gelege, kleinere Säugetiere, Insekten, Regenwürmer, Frösche, Beeren, Nüsse, Früchte, Mais, Gemüse und sogar Aas. In der Stadt sind Mülleimer ein Lieblingsziel des Waschbären.

Besonderheiten

Die Vorderpfoten eines Waschbären sind extrem berührungsempfindlich und das Vorhandensein von Tasthaaren hilft ihnen dabei, dass sie nicht einmal Objekte berühren müssen, um sie zu lokalisieren. Früher wurde angenommen, dass Waschbären ihre Nahrung vor dem Essen „waschen“, das wurde mittlerweile aber widerlegt. Tatsächlich reagieren ihre Pfoten bei Nässe empfindlicher auf Berührungen. Wenn der Waschbär seine Nahrung vermeintlich „wäscht“, dann kann er durch die erhöhte Sensibilität besser die Nahrung untersuchen und auf unerwünschte Bestandteile kontrollieren.

 

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