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30 Jahre WTE: Reh und Rothirsch im Fokus

Im Jahr 1991 initiiert, feiert die Wildtiererfassung Niedersachsen (WTE) nun ihr 30-jähriges Jubiläum. Ab dem Jahr 2008 rückte auch das Schalenwild in den Fokus der WTE

Angaben zur Jagdstrecke wie auch zum Vorkommen der verschiedenen Schalenwildarten sind seither fester Bestandteil der WTE. Seit 2010 wird zusätzlich in jedem Jahr zu einer Bestandseinschätzung des Rehwilds aufgerufen.

Seit 2014 werden diese Fragen noch um solche, zu den Beobachtungen der Revierinhaber zum Verhalten der Schalenwildarten Reh- und Rotwild ergänzt. Jäger können durch ihre regelmäßigen Beobachtungen im Revier sehr gut Veränderungen im Verhalten bzw. der Raumnutzung des Schalenwildes feststellen.

Das Rehwild ist sowohl in Niedersachsen als auch in Deutschland die bedeutendste jagdlich genutzte Schalenwildart. Im Allgemeinen sind Rehe standorttreu, Abwanderungen von 5 bis 25 km sind allerdings keine Seltenheit. Rehwild bevorzugt unterwuchs- und deckungsreiches Gelände mit arten- und strukturreichen Übergängen von Wald zu Feld, kommt aber auch in offenem, deckungsarmem Gelände und sogar am Rande von Siedlungen vor. Nur zur Brunft und der Zeit der Revierkämpfe - selten zum Äsen - verlässt Rehwild des Öfteren sein angestammtes Territorium. Dieses umfasst rund 100 ha oder weniger.

Der im Rahmen der WTE eingeschätzte Rehbesatz lag in den Jahren 2010 -2020 in den Feldrevieren konstant bei etwa 8 Rehe/100 ha. In den waldreichen Revieren hat der Rehbestand nach Einschätzung der privaten Reviere leicht abgenommen, wobei diese Wahrnehmung in den reinen Waldrevieren häufiger zutraf als in den Feld-Waldrevieren. Erste Auswertungen der Rehsichtungen, die bei der seit 1994 stattfindenden Scheinwerferzählungen zum Hasenbesatz miterfasst werden, bestätigen die Einschätzungen aus der WTE zu den Rehwildbesätzen. Bei der differenzierten Betrachtung und Interpretation der Entwicklung Rehwildstrecken und der Bestandsdichten stehen die Auswertungen aus der WTE allerdings erst am Anfang.

Der Rothirsch ist eine Wildart, bei der sich in unserer vom Menschen geprägten Kulturlandschaft die Wahrnehmung zwischen verschiedenen Interessengruppen je nach Lebensraumbedingungen, jagdlichen Traditionen und land- und forstwirtschaftlichen Zielen stark unterscheidet. Gleichzeitig steht der Rothirsch im Mittelpunkt gleich mehrerer Debatten: Für manche Naturschützer ist er eine wichtige Leitart für vernetzte Lebensräume, andere sehen in ihm ein Hindernis beim Umbau hin zu klimaresilienten Wäldern. Darüber hinaus sind die Einflüsse durch die Rückkehr der großen Beutegreifer Wolf und Luchs auf das Rotwild zu erforschen und im Rahmen eines Schalenwildmanagements zu diskutieren.

Die WTE kann für diese Fragestellungen und Diskussionen wesentliche Datengrundlagen liefern, wie die langjährigen und flächendeckenden WTE-Daten zum Niederwild schon unter Beweis stellen konnten.

In dem Video zur Erfassung des Schalenwildes wird durch die Revierinhaberin neben der Methode der Einschätzung des Vorkommens und der Populationsdichte auch die wissenschaftliche Methode zur Bestandserfassung dargestellt. Im Gegensatz zu den flächendeckend agierenden Revierinhabern, lassen sich mit den verschiedenen wissenschaftlichen Zählmethoden (distance sampling, Wärmebilderfassung, Fotofallenmonitoring und genetische Analysen) nur verhältnismäßig kleinräumig die Bestandsdichten von Rot- und Rehwild erfassen.

Solche Methodiken zur Schalenwilderfassung werden laufend weiterentwickelt und können in der Zukunft als Grundlage für ein Wildtiermanagement eingesetzt werden, das die berechtigten Nutzungsansprüche des Menschen und die biologischen Ansprüche der Wildarten an den Lebensraum berücksichtigt. Die Einschätzungen aus der WTE werden gerade dafür eine wesentliche Grundlage sein.

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