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30 Jahre WTE: Fuchs, Dachs und Waschbär auf der Spur

Seit nunmehr 30 Jahren erfassen die niedersächsischen Jägerinnen und Jäger die Fuchs- und Dachsbesätze. Zusätzlich werden die Vorkommen von Neozoen wie Waschbär, Marderhund und Nutria seit 2003 jährlich in der Wildtiererfassung erfasst.

Ein grundlegendes Motiv für die Einrichtung der Wildtiererfassung Niedersachsen (WTE) vor 30 Jahren war die Erkenntnis, dass aus den Jagdstrecken allein, nicht mehr auf die Besatzvorkommen und -entwicklungen der Wildtiere zurückgeschlossen werden konnte und somit die Lebendbesätze erfasst werden sollten – möglichst in allen niedersächsischen Revieren.

Fuchs und Dachs rückten in den 1980er Jahren durch das Tollwutgeschehen sowie die Bekämpfungsmaßnahmen der Baubegasung und anschließender oraler Tollwutimmunisierung in den Fokus von Veterinärmedizin, Wildbiologie und Jagd. Die Fuchsbesätze nahmen mit dem Ausschalten der Tollwut sprunghaft zu und der Fuchs wurde zu einem der Hauptprädatoren für die Niederwildbesätze und auch anderer bodenbrütender Arten. Der Dachs hingegen geriet durch die Baubegasung in ein absolutes Populationstief. Außer den Angaben zu den Jagdstrecken lagen damals keine anderen Daten über das Vorkommen und die Verbreitung dieser beiden Carnivoren vor. Durch die Aufnahme der beiden Arten in die WTE im Jahr 1991 mit der Einschätzung der Fuchs- und Dachsgehecke, sowie einer differenzierten Jagdstreckenerfassung kann seither das Vorkommen, die Ausbreitung und die Entwicklung dieser beiden Wildarten wie auch die Bejagung auch auf regionaler Ebene dargestellt werden.

In der WTE werden die Orts- und Revierkenntnisse der Jäger genutzt, um eine möglichst genaue Einschätzung der Anzahl der Fuchsgehecke zu erlangen. Da gleichwohl nicht jedes Geheck entdeckt wird, ist hier von einer Untererfassung auszugehen. Die auffälligen Dachsburgen und – baue werden über Generationen bewohnt.  Daher ist die Identifizierung der Dachsgehecke im Revier, im Vergleich zur Kartierung durchaus wechselnder Fuchsbaue und damit der Gehecke, weniger aufwendig.  

Fuchsbesätze in Niedersachsen steigen in den letzten Jahren wieder an

Der Fuchs tritt flächendeckend in ganz Niedersachsen auf. Die Fuchsgeheckdichte lag in den 1990er Jahren annähernd auf einem konstanten Niveau, sank bis Mitte der 2000er Jahre leicht ab und nimmt seither in den letzten Jahren wieder zu. Die kontinuierliche flächendeckende Erfassung aus den rund 8000 beteiligten Revieren in der WTE, ermöglicht auch die Darstellung der regionalen Besatzentwicklungen. In den eher Offenland geprägten Regionen, den traditionellen Niederwildrevieren westlich der Weser, sind deutlich geringere Fuchsbesätze anzutreffen als in den waldreichen Regionen im östlichen und südlichen Niedersachsen. Allerdings zeichnet sich eine Ausbreitung in die ehemals dünnbesiedelten norddeutschen Küstenbereiche deutlich ab.

Dachsbesatz nimmt stark zu

Der Dachsbesatz nimmt in allen Regionen seit den 1990er Jahren kontinuierlich zu. Anfang der 1980er Jahre war die Dachspopulation in Folge der Baubegasung stark zurückgegangen. Seither erfolgt ein steiler Anstieg der Population, der mit einer Verdreifachung der Geheckdichten von rund 0,1 Gehecke/100ha in 1991 auf rund 0,3 Gehecke/100ha in 2020 einhergeht. Wie beim Fuchs, weisen die waldreichen Regionen vom Weser-Leinebergland bis zur Stader Geest im Norden die höchsten Dichten auf. Die niedrigsten gibt es im nordwestlichen Niedersachsen. Besonders auffällig ist, dass der Dachs zunehmend in die offene Kulturlandschaft einwandert und nicht mehr ausschließlich an den Lebensraum Wald gebunden ist.

Invasive Neozoen Waschbär, Marderhund und Nutria

Waschbär und Nutria wurden Anfang des 20. Jahrhunderts in Deutschland in Pelzfarmen gehalten und sind von dort aus in die Wildbahn gelangt. Vereinzelt gab es - beispielsweise beim Waschbär am hessischen Edersee, auch aktive Freisetzungen. Der Marderhund ist ab Mitte des 20. Jahrhunderts aus Osteuropa eingewandert. Die Ausbreitung von gebietsfremden Tieren verläuft in den ersten Jahren bzw. Jahrzehnten meist sehr unauffällig. Diese Latenzphase ist typisch für die Etablierung und Ausbreitung einer fremden Tierart in einem neuen Areal. Konkurrenzstarke und wenig anspruchsvolle Wildtierarten können nach ihrer Etablierung in ihren Besätzen rasant zunehmen und sich stark ausbreiten wie derzeit bei Waschbär, Nutria, Marderhund, Nilgans und anderen Arten zu beobachten ist.

Wildtiererfassung liefert Basisdaten für das Neozoenmonitoring

Aufgrund der hohen Flexibilität der WTE und der vorausschauenden Erkenntnis ob der Bedeutung der Entwicklungsdynamik, wurden diese Neozoen im Jahr 2003 schon frühzeitig mit in die WTE aufgenommen. In den frühen 2000er Jahren waren Marderhunde, Nutrias und Waschbären in 6 %, 7 % bzw. 15 % der Jagdbezirke vorhanden. Im Jahr 2020 kamen diese drei Arten schon in 45 %, 52 % bzw. 59 % der Jagdbezirke vor. Dabei sind die Vorkommen der einzelnen Arten regional ganz unterschiedlich verteilt. Eine Ausbreitung in die bislang gering besetzten Regionen ist zu erwarten.

EU fordert ein Neozoenmanagement

In Europa werden gemäß der EU-Verordnung 1143/2014 bisher 22 invasive gebietsfremde Wirbeltierarten von EU-weiter Bedeutung in der sogenannten Unionsliste geführt - darunter Waschbär, Marderhund und Nutria. Innerhalb dieses Rechtsrahmen sind die EU-Mitgliedstaaten verpflichtet, die Verbreitung dieser invasiven Neozoen frühzeitig zu überwachen, diese zu entnehmen oder deren Ausbreitung gegebenenfalls zu verhindern, da diese Arten negative Auswirkungen auf die heimische Flora und Fauna haben. Die Bundesländer haben sich auf eine Managementstrategie geeinigt, die von jedem Bundesland individuell gestaltet werden kann. Die Aktionspläne befassen sich hauptsächlich mit dem Monitoring zum Vorkommen, der Besatzentwicklung und der Umweltauswirkungen sowie der Besatzkontrolle unter Berücksichtigung der Verhältnismäßigkeit und der damit verbundenen Kosten. Die Etablierung und Ausbreitung von invasiven Neozoen ist allerdings grundsätzlich nicht nur ein nationales sondern auch ein europaweites Problem.

Wichtig ist es daher, sich bei der Beschäftigung mit der Thematik auch stets die rechtlichen Voraussetzungen vor Augen zu führen, denn diese unterscheiden sich z.T. erheblich: In den Niederlanden z.B., werden Bisam und Nutria aufgrund ihrer Bedrohung der Deichsicherheit mit hohem finanziellem Aufwand bekämpft und ihnen wird mit Methoden der Schädlingsbekämpfung nachgestellt. Hierfür werden jährlich Millionenbeträge aufgewendet.  Eine Herangehensweise, die es so in dieser Form in Deutschland nicht gibt.

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