Anlass & Zielstellung 

Wildtiererfassung in Niedersachsen – von einer zukunftsweisenden Entscheidung zu einer Erfolgsstory

In den 1980er Jahren kam es durch extreme Witterungsereignisse (Winter 1978/79 und 1979/80), sowie das Auftreten von Infektionskrankheiten (Chinaseuche beim Kaninchen, EBHS bei Hasen) und durch die Intensivierung der Landnutzung zu zum Teil gravierenden Einbrüchen der Niederwildstrecken.

Gleichzeitig gewann das Thema „Wildtiermonitoring“ auf bundespolitischer Ebene an Bedeutung: Anfang der 1990er Jahre wurde von Sachverständigen für Umweltfragen die Notwendigkeit von Wildbestandserhebungen bei der Deutschen Bundesregierung angemahnt, da diese die zukünftige Basis für die Zustandsbeschreibung und der Nutzungsfähigkeit unserer Ökosysteme sein sollte.

In Niedersachsen unternahmen in diesen Zeiten, Ende der 1980er / Anfang der 1990er Jahre, einige Interessengruppen und Verbände den Versuch, diese äußeren Umstände zu instrumentalisieren und auf die Politik einzuwirken, die Bejagung einiger Wildarten einzuschränken oder ganz zu untersagen. Belastbares Daten- oder Zahlenmaterial konnten sie allerdings nicht vorlegen.  

Um dieser Gemengelage aus (jagd-)politischen Diskussionen sowie wildbiologischen und äußeren Umständen valide Daten entgegensetzen zu können, entstand die Idee und das Konzept zur Wildtiererfassung in Niedersachsen. Verstärkt wurde sie durch den Umstand, dass immer klarer wurde, dass die Erfassung der Jagdstrecken allein – verpflichtend in den westdeutschen Bundesländern seit 1958 – als Kriterium zur Bestimmung von Wildtierbesätzen und deren Populationsentwicklungen nicht ausreichend ist.

Für die Landesjägerschaft war die Einbeziehung der Jäger in die Wildtiererfassung und damit verbundenen die realistische Einschätzung der Wildtierbesätze durch diese von besonderer Bedeutung. Die fachliche Kompetenz und Ortskenntnis der Revierinhaber und örtlichen Jäger waren und sind weitere entscheidende Kriterien für die Mitwirkung der Jäger.

Ziele der WTE

Die Landesjägerschaft Niedersachsen und das Institut für Wildtierforschung an der Stiftung Tierärztlichen Hochschule Hannover etablierten 1991 die flächendeckende und langfristig angelegte Wildtiererfassung für Niedersachsen (WTE). Von Beginn an erfolgt die Förderung aus Jagdabgabemitteln des Niedersächsischen Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz- dies sichert die langfristige und qualifizierte Durchführung der WTE.

Folgende Ziele waren und sind mit der WTE verbunden:

  • Erhebung von flächendeckenden Daten zu Wildtierdichten bejagbarer und nicht bejagbarer Arten, um regionale Bestandsunterschiede sowie langfristige Bestandstrends aufzeichnen zu können (Wildtiermonitoring)
  • Erhebung und Auswertung der Daten nach wissenschaftlichen Kriterien
  • Mitarbeit möglichst aller niedersächsischen Revierinhaber und Jäger bei der korrekten Einschätzung der Wildtierbesätze

Abgeleitet aus diesen Zielstellungen, ergeben sich die Formen der Verwendung und Nutzung der so gewonnenen Daten:

  • Information für die interessierte Öffentlichkeit, Medien, Politik über die Entwicklung von Wildtierbesätzen
  • Feedback an die Jäger über die Wildtierbesätze auf regionaler und überregionaler Ebene
  • Sachorientiere Argumentation in naturschutzfachlichen und jagdpolitischen Fragen auf Basis valider Daten
  • Nutzung dieser Daten im Rahmen von politischen Entscheidungsfindungsprozessen
  • Daten sind Grundlage für ein wissenschaftsbasiertes Wildtiermanagement   
  • Basis für Empfehlungen zur Jagdausübung, Schutz- und Biotopverbesserungsmaßnahmen

 

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